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11. September 2012

Änderung Ladenöffnungsgesetz Thüringen

  
 
Verkäuferinnen und Verkäufer demonstrieren für ihre Arbeitsbedingungen.

Am 13.09.2012, ab 9 Uhr, dem Tag der nächsten Sitzung des Sozialausschusses des Thüringer Landtags, wollen Beschäftigte aus dem Thüringer Einzelhandel vor dem Landtag für ein Ladenöffnungsgesetz ohne einschränkende Rechtsverordnung demonstrieren.

Am 21.12.2011 wurde vom Landtag ein neues Thüringer Ladenöffnungsgesetz beschlossen, in welchem nicht, wie von ver.di und Betriebsräten gefordert, die Öffnung „Rund um die Uhr“ eingegrenzt wurde, aber zumindest die Vorschrift aufgenommen wurde, dass Beschäftigte zwei Samstage im Monat frei haben müssen.

Damit sollten der Arbeitnehmerschutz, Vereinbarkeit von Familie und Beruf und gesundheitliche Aspekte stärkere Berücksichtigung finden. Die meisten großen Betriebe, in denen Betriebsräte über die Einhaltung von Gesetzen wachen, haben diese Regelung umgesetzt.Und nicht nur, dass die Beschäftigten die „langen Wochenenden“ genießen, gab es einige zusätzliche Arbeitsplätze.

Nunmehr haben aber gerade der Einzelhandelsverband, die IHK und einige nicht tarifgebundene Arbeitgeber zum Sturm auf diese Regelung „geblasen“, um es wieder aufzuheben.

Der Sozialausschuss des Thüringer Landtages hat den Auftrag bekommen, eine Rechtsverordnung zu diesem Gesetz zu beschließen, die die Regelung der zwei freien Samstage faktisch wieder aufhebt.
Mit unzähligen Unterschriften, Briefen, Gesprächen und E-Mails wurden die Abgeordneten von den Beschäftigten zum Erhalt der Regelung der zwei freien Samstage aufgefordert.

Mit einer zweistündigen Kundgebung wollen die Verkäuferinnen und Verkäufer am 13.09.2012 direkt bei den Abgeordneten ihre Meinung äußern und deutlich machen, dass eine Verkürzung der generellen Öffnungszeiten, aber mindestens die uneingeschränkte Beibehaltung der freien Samstage erwartet wird.

 

9. September 2012

Die gesellschaftlichen Auswirkungen von Überstunden

Überstunden schaden demjenigen, der sie macht, seiner Familie und schließlich auch der ganzen Gesellschaft.
Die Zeit, die für die Familie fehlt, schadet der Partnerschaft und den Kindern.
Der Partner wird zusätzlich gestresst, weil alles an ihm hängenbleibt.
Womöglich ist der Partner auch ein Überstundenmacher, dann verschärft sich das Problem noch weiter, dann sind aber eher keine Kinder da, was schlecht für die Bevölkerungsentwicklung ist, aber gut für die Kinder.
Falls noch Zeit zum Kinder-Erzeugen war, fehlt diesen mindestens ein Elternteil, das hat erzieherische Auswirkungen, aber auch Auswirkungen auf das Freizeitverhalten der Kinder (Stichwort Videospiele, Fernsehen).
Die zusätzliche Arbeit belastet die Gesundheit, der Arbeitnehmer riskiert häufigere, längere und schwerere Krankheiten.
Die meisten von uns kennen Beispiele von übereifrigen oder von aussen angetriebenen Kollegen, die plötzlich monatelang oder ganz "ausfallen".
Das hat zur Folge, dass die Krankenkassenbeiträge steigen, für alle Arbeitnehmer, und auch für den Arbeitgeber.
Es gibt eine gewisse Wahrscheinlichkeit dafür, dass gestresste Mitarbeiter mehr rauchen, trinken und Medikamente nehmen.
Das kurbelt zwar die Wirtschaft an und bringt Steuereinnahmen, gerade bei Alkohol und Nikotin.
Andererseits leidet die Arbeitsleistung darunter und Depressionen, Burnout und Fehlentscheidungen aus dem Bauch heraus werden gefördert.
Der Arbeitnehmer, der Raubbau an sich treibt, hat gute Chancen, vor der Zeit den Löffel abzugeben.
Das entlastet die Rentenkasse.
Da der Körper eine Menge aushält, bevor er streikt, ist der Zeitpunkt vermutlich günstig gewählt, irgendwann zwischen 50 und 67, wo man in Deutschland den Arbeitnehmer sowie nicht mehr so richtig haben will.
Hat da nicht mal einer das "sozialverträgliche Frühableben" erfunden ?
Da er sich wegen der Überstunden zu wenig um seine Partnerin gekümmert hat, lassen wir dahingestellt, ob und wie sehr er vermisst wird.
Schwierig, die höheren Krankenkassenkosten gegen die gesparte Rente aufzurechnen.
Kommen wir zu denen, deren Leben durch die Überstunden komplett versaut wird:
Das sind die armen Menschen, die Arbeit suchen und sich mit Hartz IV durch ihr Leben quälen müssen.
Und diejenigen, die den Politikern geglaubt haben, die sagten, ihr müsst für das Alter vorsorgen und jetzt ihre Altersrücklage verbrauchen müssen, weil es keine Arbeitslosenhilfe mehr gibt.
Unglaubliche beinahe 1,4 Milliarden (!!!) Überstunden haben die Deutschen 2011 gemacht, das sind über 800.000 Arbeitszeit-Jahre und damit über 800.000 vorenthaltene Arbeitsplätze.
Jeder, der 50 % länger in der Arbeit ist, als er müsste (das gibt es !), belegt einen zusätzlichen halben Arbeitsplatz !
10 Leute, die jeweils 10 % mehr arbeiten, nehmen einem Kollegen den Arbeitsplatz weg !
Der bekommt dann Arbeitslosengeld oder Hartz IV, was die Überstundenmacher und alle anderen auch wieder mit finanzieren müssen.
Gerecht wäre es, wenn genau das Geld dafür drauf gehen würde, was sie für ihre Überstunden bekommen, wenn sie überhaupt etwas dafür bekommen.
Leider bezahlen wir alle diese vorenthaltenen Arbeitsplätze mit.
Man sollte die Überstunden mit dem volkswirtschaftlichen Schaden besteuern, der dadurch entsteht, dann würde sich das Thema von selbst erledigen.
Hat man eigentlich gar kein schlechtes Gewissen, wenn man durch regelmäßige Überstunden anderen die Arbeit wegnimmt und sie zu einem Leben in Armut verurteilt ?
  
Quelle: Weltbild Verdi Infoblog